Weg vom Einweg! Das ist die beste Wahl, um Müll direkt zu vermeiden. Doch sind die Mehrweg-Behälter aus alternativen Materialien auch aus Umwelt- und Gesundheitssicht einwandfrei? Was ist drin und ist es zu empfehlen? Von Manuel
Bambus, Bio-Plastik, Recyclat, Aluminium, Emaille,… Alternativen zu Plastik gibt es viele. Um etwas Übersicht zu bekommen, haben wir für Euch einige Materialien, die als Ersatz für Plastik beworben werden, zusammengestellt und die Vor- und Nachteile herausgearbeitet.
Melamin
Melamin ist der Name eines Rohstoff, der zu Kunstharz verarbeitet wird. Melaminpulver ist geruchs- und geschmacklos und wird zusammen mit Formaldehyd zu Melaminharz verarbeitet. Durch Druck und Hitze entstehen dann formstabile, harte Kunststoffteile. Diese findet man sehr häufig als Ersatz für Plastikgeschirr, besonders im Bereich des Campings sind diese sehr beliebt.
Wenn man Melaminharz und die daraus geformten Kunststoffe über 70 Grad erhitzt, dann setzen diese die zugesetzten Bindestoffe im Kunststoff wieder frei. Zu den Bindestoffen gehört auch teilweise Formaldehyd. Formaldehyd ist wahrscheinlich krebserregend und Melamin kann im Körper andere Stoffe bilden, die dann zu Nierenschädigung führen können. Genauso können salzige oder säure- und fetthaltige Lebensmittel Stoffe aus dem Kunststoff lösen. Diese gelangen dann über die Speisen in den Körper.
Meistens haben die aus Melamin geformten Teller oder Tassen einen Warnhinweis. Dort heißt es dann im Kleingedruckten, dass man den Behälter nicht für heiße Lebensmittel oder das Gefäß nicht in der Mikrowelle zum erhitzen nutzen soll. Aber: Für das abwaschen in der Spülmaschine gelten diese Hinweise nicht. Das scheint uns etwas kurz gegriffen. Denn wenn man bedenkt, dass eine Spülmaschine teilweise beim Hauptspülvorgang eine Temperatur von bis zu 70 Grad erreicht [Stern], dann können wir diesen Hinweis nicht nachvollziehen. Beim Abspülvorgang in der Maschine erreicht das Wasser dann durchaus sogar bis zu 80 Grad. So werden die gefährlichen Stoffe freigesetzt und gelangen bei der nächsten Nutzung des Geschirr in das Lebensmittel.
Da Melamin ein Mehrkomponenten Kunststoff ist, ist es nicht recyclebar und muss daher verbrannt werden.
Stoff | Stabilität | Lebensmittel | Recycling | Empfehlung |
Melamin | stabil | bedingt | nein | nein |
Bambus oder Naturgras
Sie sehen schick aus und werden teilweise auch individualisiert bedruckt oder als Bastel-Set angeboten: To-Go Bambusbecher. Hierfür werden Bambusfasern mit Melamin oder auch direkt mit Harnstoff-Formaldehyd-Harz oder Polymilchsäuren zu Kunststoff gepresst. Hier gilt das gleiche wie für Melamin im Abschnitt oben.
Manchmal werden die Behälter aus Bambus oder anderen Naturgräsern (Stroh,…) auch als biologisch abbaubar angepriesen. Es geht dann oft um sogenannte Polymilschsäuren, ein Kunststoff, der in den dreißiger Jahren entdeckt wurde. Polymilchsäuren zählen zu Polyestern, also Kunststoffen. Unter bestimmten Bedingungen sind die Polymilchsäuren auch biologisch abbaubar [PLA], es gelten aber die gleichen oben genannten Bedingungen: Meistens handelt es sich um Mehrkomponenten Stoffe mit Bindemitteln und Verstärkern, die genauso wie Melamin nicht als einwandfrei zu bewerten sind. Also nicht zu nutzen bei heißen Speisen oder Getränke bzw. Spülmaschine [MDR].
Stoff | Stabilität | Lebensmittel | Recycling | Empfehlung |
Bambus | stabil | bedingt | nein | nein |
Silikon
Silikon wird nicht aus Erdöl hergestellt und ist daher nicht mit Plastik vergleichbar. Genaugenommen nimmt Silikon eine Zwischenstellung zwischen anorganischen und organischen Verbindungen ein. Die Eigenschaften sind daher auch einzigartig und werden von keinem anderen künstlich hergestelltem Stoff erreicht [Silikon]. In der Natur kommen nur anorganische Siliciumverbindungen vor, die nicht dem Silikonen entsprechen, welches wir technisch nutzen. Daher gibt es „natürliche Silikone“ nur in der Werbung. Laut „Öko-Test“ sind Silikone schwer abbaubar, generell wird es aber als ungiftig und unbedenklich erklärt [ökotest]. Es kommt auch ohne Zusätze und Weichmacher aus, ist haltbar und beständig. Daher wird es auch in der Medizin sehr häufig eingesetzt. Leider ist es schwer abbaubar, es zersetzt sich nicht, ist aber gut recyclebar.
Gefährlich sind die sogenannten Siloxane, welche bei der Herstellung auftreten und dann als Rückstände verbleiben. Seriöse Produkte für Lebensmittel und die Küche werden nach der Herstellung mit Wärme behandelt, wodurch sich die Siloxane verflüchtigen und die Produkte daher unbedenklich sind. Sicherheitshalber kann man Silikonprodukte auch im Backofen erhitzen, um Rückstände zu vermeiden. Also lieber mal die Backform ohne Kuchen backen, um sicher zu gehen [smarticular].
Vorsicht: Siloxane werden gezielt in der Kosmetik eingesetzt. Mehr auch in Nicoles Beitrag. Als Tipp: nutzt die CodeCheck o.ä. App um sicherzugehen.
Stoff | Stabilität | Lebensmittel | Recycling | Empfehlung |
Silikon | weich aber stabil | gut | ja | ja |
Emaille
Dies ist ein alter Werkstoff, der durchaus noch häufig in Küchen und auch beim Camping zu finden ist. Emaille besteht aus einem Edelstahl- oder Aluminiumkern, der mit einem Schmelzgemisch aus Silikaten, Boraten und Fluoriden überzogen wird. Daraus entsteht eine glatte Oberfläche ählich wie Keramik. Diese wirkt metallisch, rostet aber nicht [Emaille].
Laut Hausjournal sollte man folgendes im Umgang mit Emaille beachten [Haus]:
- Feine Kratzer lassen die Oberfläche stumpf wirken, hier siedeln sich unerkannt Keime an. Besser entsorgen!
- Emaille-Splitter ähneln Glasscherben, darum ist bei Beschädigungen äußerste Vorsicht geboten!
- Das Material ist empfindlich gegen plötzliches Abkühlen, schrecken Sie es nicht mit kaltem Wasser ab.
- Emaille ist außerdem relativ stoßempfindlich, behandeln Sie sie also mit Vorsicht.
Zum Thema recycling sei gesagt, dass auch Emaille nicht in seine Grundbestandteile zerlegt werden kann. Dadurch ist Recycling nicht gegeben.
Stoff | Stabilität | Lebensmittel | Recycling | Empfehlung |
Emaille | stabil | geeignet | nein | nein |
Aluminium
Aluminium findet sich sehr häufig in der Küche und Aufbewahrung. Es ist leicht, lässt sich gut formen und ist beständig. Aluminium findet sich als Rohstoff in der Natur und ist als ein Spurenelement ein natürlicher Bestandteil im Körper des Menschen. Sicher ist aber auch, das Aluminium in zu hoher Konzentration gefährlich für Lebewesen ist. Es wirkt giftig auf embryonale Zellen und steht im Verdacht auch auf das Gehirn zu wirken und Alzheimer zu begünstigen [Alu] & [ZDG].
Nicole und ich hatten eine Brotdose von einem Schweizer Hersteller mit einer Dichtung und Einlage aus Silikon gekauft. Eigentlich waren wir mit der Dose sehr zufrieden und waren daher auch sehr erfreut, als es diese Dosen bei einer Lebensmittelkette recht günstig über Rabattmarken zu erstehen gab. Wir kauften uns zwei weitere Dosen. Die Enttäuschung war groß, als wir feststellen mussten, dass im inneren der Aluminiumdose statt Silikon jetzt eine Plastikschale samt Plastikdeckel eingelegt war. Definitiv nicht dass, was wir erwartet hatten.
Aluminium lässt sich recht gut recyclen, Ansonsten empfehlen wir es nicht für die Aufbewahrung und Zubereitung von Lebensmitteln.
Stoff | Stabilität | Lebensmittel | Recycling | Empfehlung |
Aluminium | stabil | nicht geeignet | ja | nein |
Glas und Edelstahl: die Materialien der Wahl
Glas gilt als absolut unbedenklich für die Gesundheit und ist geschmacks- und geruchsneutral. Glas ist aber je nach Ausführung recht schwer, besonders bei großen Behältern. Leider ist es nicht bruchsicher. Um dennoch die Nutzung für Unterwegs zu verbessern bieten ein paar Hersteller auch schöne Hüllen zum Transport und Schutz an. Ausserdem ist Glas sehr gut recyclebar.
Edelstahl ist ein häufiger Werkstoff für Behälter in der Küche oder zur Aufbewahrung. Genau wie Glas ist es geschmacks- und geruchsneutral und kann daher alle Arten von Speisen und Getränke aufbewahren. Edelstahl ist robust, hat eine hohe Qualität und ist im direkten Vergleich mit Glas relativ leicht im Gewicht. Der sogenannte Typ 304 oder auch 18/8 ist frei von Blei, Weichmacher und anderen Giftstoffen. Achtet also beim Kauf auf diese Bezeichnung. Wie Glas ist Edelstahl zu 100% recyclebar.
Stoff | Stabilität | Lebensmittel | Recycling | Empfehlung |
Glas | brüchig | geeignet | ja | ja |
Edelstahl | stabil | geeignet | ja | ja |
Zusammenfassung: Die Dosis macht das Gift!

Diese Weisheit gilt auch hier. Nicht alles ist ungefährlich, was uns als Alternative zu Plastik in der Küche, zur Aufbewahrung und für Unterwegs angeboten wird. Häufig werden Mehrwegbehälter aus Melamin oder Bambus mit Hinweisen zum „richtige“ Gebrauch und dem Verweis auf Grenzwerte angeboten. Doch immer wenn es um Grenzwerte geht, dann ist gefühlt ein „Haken“ dabei. Warum kann man einen Stoff bis zu einer gewissen Menge als ungefährlich deklarieren und warum ist es ab überschreiten dieser Menge gefährlich? Jeder Mensch ist physiognomisch anders: Gewicht, Alter, Fitness: warum gilt ein Grenzwert für Alle? Auch für Kinder? Unser Grundsatz: Immer wenn es um Grenzwerte oder Warnungen geht, dann sollte man die Finger davon lassen.
Wir empfehlen als Behälter Glas und Edelstahl mit Einsätzen bzw. Dichtungen aus Silikon. Dann kann man nichts falsch machen.
[Stern] https://www.stern.de/vergleich/geschirrspueler/
[PLA] http://www.chemieunterricht.de/dc2/plaste/poly-ms.htm
[Silikon] https://de.wikipedia.org/wiki/Silikone
[Ökotest] https://www.oekotest.de/essen-trinken/12-Silikonbackformen-im-Test_105025_1.html
[smarticular] https://www.smarticular.net/silikon-siloxane-gesundheit-umweltschaedlich-giftig-backform/
[Emaille]: https://de.wikipedia.org/wiki/Email
[Haus] https://www.hausjournal.net/emaille-giftig
[Alu] [br.de/Themen/wissen/Aluminium-gefährlich-Gesundheit-100.html
[ZDG] https://www.zentrum-der-gesundheit.de/kochgeschirr-ia.html
[MDR] Https://www.mdr.de/Sachsen/news-plus/Becher-aus-Bambus-Schadstoffe-102.html
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